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Taizé-Fahrt 2015

Taizé-Fahrt 2015

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Am Sonntag, den 06.09.2015, um 9.00 Uhr fand in der katholischen Kirche St. Stephanus in Oppenweiler ein Gottesdienst statt.  Doch dieser Gottesdienst war kein gewöhnlicher. Er war der Beginn einer ganz besonderen Woche. Eine Woche voller Gespräche, Begegnungen und Besinnung im Rahmen der Jugendtreffen der Communauté de Taizé
Dieses Jahr war die Fahrt etwas anders. Da wir keinen Reisebus bekamen, wurden wir in zwei Busshuttles verteilt und Pfr. Frank Schöpe, Regina Scheib, Pfr. Andreas Krause und Pfr Eberhard Klein fuhren abwechselnd selbst. Dadurch fehlte mir während der Fahrt dieses Gefühl von Gemeinschaft, wenn alle durcheinander reden oder mal den Sitzplatz tauschen, um sich mit jemand anderem zu unterhalten. Demnach zogen sich in meinen Augen die acht Stunden Fahrt ziemlich in die Länge. Umso schöner war es, als wir endlich ankamen. Ich war überglücklich, nach zwei Jahren wieder in Taizé zu sein.
Es fühlte sich an, als würde ich „nach Hause“ kommen. Nach der Ankunft wurde uns eine kleine Einweisung gegeben und wir suchten uns eine praktische Arbeit, bei der wir die nächsten Tage mithelfen würden. Ich beschloss bei „Point 5“ mitzumachen, zusammen mit zwei anderen aus unserer Gruppe. Dann aßen wir zu Abend. Weil wir leider knapp zu spät für die Essenszeit angekommen waren, gab es für uns einen Thunfischsalat. Anschließend bezogen wir unsere Baracken. Da wir Mädels aus unserer Gruppe zu siebt waren, bekamen wir eine 12er-Baracke zugeteilt. Etwas traurig war es, dass unsere „Taizé-Mama“ Regina Scheib im Erwachsenenbereich untergebracht wurde, da in unserer Gruppe keine 15/16-Jährigen mehr waren. Doch wir sahen Regina natürlich noch regelmäßig beim Essen, und auch zwischendurch gesellte sie sich immer wieder zu uns.
Nach dem Barackenbezug war es schon Zeit für den Abendgottesdienst.
Die Gebete in Taizé sind immer gleich aufgebaut. Zuerst stimmt man sich mit ein bis zwei Gesängen ein, die von kurze prägnante Texte und viele Wiederholungen geprägt sind. Anschließend kommt ein gesungener Psalm. Nach dem „Halleluja“ folgt daraufhin die Lesung in verschiedenen Sprachen. Daran schließt sich ein Gesang an, dann 10 Minuten absolute Stille zum persönlichen Gebet. Nach dieser Stille folgen die gesungenen Fürbitten, gefolgt vom Vaterunser und dem Segen. Den Schluss bilden weitere Gesänge.
Im Anschluss an das Abendgebet ging es zum OYAK, welcher nicht nur ein Kiosk mit verschiedensten Leckereien zum Selbstkostenpreis, sondern auch zentraler Treffpunkt für Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten am Abend ist. Um 23.30 Uhr war offizielle Nachtruhe, wer mochte, konnte jedoch noch eine Weile in der Kirche verweilen, welche die ganze Nacht über geöffnet ist.
Am Montagmorgen ging es richtig los. Nach dem Morgengebet mit Kommunion um 8.20 Uhr gab es Frühstück: Kakao oder Zitronentee, ein Brötchen, Schokoladen-Stangen und Butter. Das Knifflige war nun, ohne jegliche Hilfsmittel das Brötchen auseinander zu trennen und mit Butter zu bestreichen. Die meisten lösten dies, indem sie das Brötchen mit den Fingern aufmachten und die Butter mithilfe der Schokosticks auf die Brötchen schmierten. Manche benutzten auch ein - von zuhause mitgebrachtes - Taschenmesser.
Um zehn Uhr fand die tägliche Bibeleinführung statt. Ich war in der Gruppe der 17 bis 20-Jährigen. Die Bibeleinführung läuft folgendermaßen ab: Ein Bruder der Gemeinschaft, bei uns Frère Jasper, erklärt täglich eine Bibelstelle in seinen eigenen Worten und stellt einen Zusammenhang zum täglichen Leben her, meist mit sehr viel Humor und amüsanten Beispielen. Auch die Jugendlichen werden mit einbezogen, indem der Bruder einige von ihnen nach vorne bittet und Fragen stellt, die mit dem aktuellen Bibeltext zu tun haben.
Im Anschluss daran wurden, nach Alter sortiert, Kleingruppen von acht bis zwölf Personen gebildet, die auch die restliche Woche in dieser Konstellation zusammenblieben und nach der großen Bibeltexteinführung den Text  mithilfe von vorgegebenen Fragen tiefergehend zu besprechen und einen Bezug zum eigenen Leben herstellen. Auch hatte man die Möglichkeit, sich in der Freizeit mit der Kleingruppe zu treffen, gemeinsam Spiele zu spielen, Gespräche zu führen etc. Ich entschied mich für eine internationale Gruppe. Sie war zusammengesetzt aus einer Portugiesin, drei belgischen Jungs, einem deutschen Jungen und außer mir zwei deutschen Mädchen. Ich fand sofort Anschluss in der Gruppe und verstand mich wunderbar mit den Leuten.
Um 12.20 Uhr fand das Mittagsgebet statt, danach gab es Mittagessen. Auch dieses war einfach gehalten: Ein Teller voll warmes Essen, zwei Scheiben Baguette, Frischkäse, und als Nachtisch Obst und einen Joghurt. Von 14 bis 15 Uhr hatte ich Zeit zur freien Verfügung, diese verbrachte ich bei der Gesangsübung in der Kirche. Dort hatte man die Möglichkeit, die Gesänge aus Taizé ausführlicher zu üben, auch mal neue Stimmen auszuprobieren oder einfach nur dem Gesang der anderen zu lauschen.
Direkt danach begab ich mich zu meiner praktischen Mitarbeit bei „Point 5“. Für diejenigen, die es noch nicht kennen, kurz eine Erklärung: Bei „Point 5“ findet sich morgens und nachmittags eine Gruppe Jugendlicher zusammen, die hochmotiviert und voller Elan losziehen, um Toiletten glücklich zu machen (sprich zu putzen) und in den Baracken zu wischen und die Betten neu zu beziehen. Mit „What shall we do with the dirty toilets all around in Taizé? Hey ho let's go clean them all around in Taizé“ im Ohr (eine Umdichtung von 'What shall we do with a drunken sailor') machten wir uns auf, mit Wischmops und Eimern bewaffnet, um die Badezimmer und Baracken wieder zum Glänzen zu bringen. Es ist doch immer wieder verblüffend, wieviel Spaß Putzen macht, wenn man in Gesellschaft ist und vor lauter Gesprächen die Arbeit ganz nebenher und total leicht von der Hand geht. Von 16.30 bis 19:00 Uhr hatte ich nochmals Zeit zur freien Verfügung. Während dieser hatte man die Gelegenheit, mit anderen Jugendlichen zu reden, Spiele zu spielen, neue Bekanntschaften zu machen und alte zu vertiefen, oder sich im Ruhegarten bei der Quelle St. Etienne ein bisschen Zeit für sich selbst zu nehmen. Um 19:00 Uhr gab es Abendessen, anschließend fand das Abendgebet statt. Danach konnte man wieder den Abend mit anderen beim OYAK verweilen oder noch ein bisschen Zeit in der Kirche zu verbringen.
Dieser Tagesablauf begleitete mich die ganze Woche lang.
Es wurde allerdings nie langweilig. Ich knüpfte neue Freundschaften, konnte über mein Leben nachdenken, alte Lasten loslassen und wieder Klarheit für die Zukunft bekommen. Dank neuer und alter Freunde war ich nie einsam, fühlte mich getragen und hatte ganz viel Spaß. Ich hatte die Gelegenheit, ein neues Spiel zu lernen und verspeiste das beste Fruchteis meines Lebens bei einer kleinen Farm in der Nähe der Communauté. Neu für mich war außerdem, dass man aus Käse Pralinen herstellen kann, und diese nicht süß, sondern salzig sind. Alles Geschmackssache: die einen mögen es, die anderen nicht...ich fand sie sehr gewöhnungsbedürftig. Beim Besuch im Ruhegarten stellte ich erschrocken fest, dass der See dort wegen des regenlosen Sommers fast ausgetrocknet war. Am Ende der Woche fuhr ich mit einigen Taizé-Freunden  nach Cluny und schaute mir – leider bei strömendem Regen  - diese wunderschöne Kleinstadt mit ihren schmalen, verwinkelten Gassen an.
Ein Highlight war für mich, eine Nacht in der Kirche zu verbringen. Ich habe mich lange darauf gefreut, da ich mir dies immer als etwas sehr besonderes vorgestellt hatte, zu singen und zu beten bis zum Morgengrauen. Zwar hielt ich das nicht ganz durch, denn ich schlief immer wieder ein und ging um sechs Uhr morgens dann zurück zu den Baracken, doch war es ein einzigartiges Gefühl, das ich gar nicht richtig in Worte fassen kann. Ich glaube man muss es selbst erlebt haben.
Schließlich gab es noch zwei besondere Höhepunkte. Zum einen das Abendgebet am Freitag: In Erinnerung an die Kreuzigung Jesu wurde die Kreuzikone in der Mitte der Kirche ausgelegt, so dass man sich über das Kreuz beugen, es mit der Stirn berühren und dadurch all seine Sorgen, Probleme, Bitten und Wünsche vor Gott bringen kann. Außerdem das Samstagabendgebet: Zu Beginn wurden lange, dünne Kerzen verteilt. In der Mitte des Gottesdienstes zündete ein Kind seine Kerze am Osterlicht an und gab das Licht weiter. Es wurde vom einen zum nächsten weitergereicht, so dass allmählich die Kirche doppelt so hell war wie davor - nur durch die Kerzen. Das war ein unglaublich beeindruckender Augenblick.
Bei dem gemeinsamen Abschlussgottesdiest unserer „Gemeinde“ sonntagsmorgens in der Krypta konnte ich es kaum glauben, dass diese wundervolle Woche schon wieder zu Ende war.
Mir fiel der Abschied von diesem Ort schwerer als die letzten zwei Male als ich dort war, nicht zuletzt weil ich mich von ein paar Freunden verabschieden musste, die mir in während ein paar Tagen sehr ans Herz gewachsen sind. Dennoch konnte ich sehr viel Kraft aus meinem Aufenthalt in Taizé schöpfen. Ich finde es einfach wundervoll, wie offen und freundlich alle miteinander umgehen. Es gibt keine Vorurteile. Jeder ist willkommen, egal an was er glaubt oder von welcher Nationalität. Alle werden so angenommen wie sie sind. Jeder bringt sich mit seiner eigenen Persönlichkeit und Erfahrungen ein und es entsteht eine Atmosphäre von Friede und Liebe, die manchmal fast greifbar ist und Geborgenheit gibt, wo immer man hingeht.
Ich möchte auch nächstes Jahr unbedingt wieder nach Taizé gehen, eventuell sogar noch eine Woche früher wie die anderen unserer Taizé-“Familie“ (inzwischen fühlt es sich wirklich so an) und dementsprechend zwei Wochen an diesem wunderschönen Ort verbringen.
Wer sich nun fragt, wie Taizé  für ihn sein könnte, ist herzlich willkommen, dies im nächsten Jahr herauszufinden oder auch schon bei den über das Jahr stattfindenden Gebeten ein bisschen Taizé-Atmosphäre zu erleben.

Yasmine Cavelius

 

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